Geschichte der Segelei in Ligurien
Die Geschichte des Segelns in Ligurien und in Italien begann vor etwa 150 Jahren. Ligurien ist von Beginn an ein großes Zentrum für das Segeln gewesen dank der langjährigen Seefahrertradition und dem Vorhandensein einer großen Handelsflotte.
Ein Vorläufer der Freizeitschifffahrt war Cap. Enrico A. D'Albertis im Jahr 1846 in Voltri geboren. D'Albertis nach einer langen Erfahrung in der Handelsmarine ließ in der Werft Oneto Sampierdarena „Violante“ bauen. Mit diesem Cutter, etwas über 12 Meter lang, unternahm er Fahrten im toskanischen Archipel und anderen Zielen im Mittelmeer. D'Albertis war ein großer Liebhaber der Geographie und Ethnographie. Seine Erforschungen und Sammlungen von Artefakten sind sehr wichtig und noch heute in dem nach ihm benannten Museum in der Burg von Montegalletto zu sehen. Später, im Jahr 1892, anlässlich des vierhundertsten Jahrestages der Entdeckung vonAmerika unternahm D'Albertis eine neue Reise mit der „Corsaro“ einer neuen Yacht von Briasco in Sestri Ponente gebaut.
Die Werften Oneto und Briasco waren unter den ersten, an der Küste von Genua, die Freizeit- und Kreuzfahrtschiffe bauten. Die Segelboote begannen sich zu verbreiten, neue Yachten kamen aus anderen Werften Genuas. In Voltri gründete der junge Ugo Costaguta 1897 die gleichnamige Werft, in Varazze gab es schon seit zehn Jahren die Baglietto Werft. Zu dieser Zeit waren diese beiden Werften unter vielen anderen,die wichtigsten für den Segelbootsbau.
Costaguta hatte unter seinen ersten Anhängern den Herzog von Abruzzen, berühmter Entdecker und passionierter Segler, der dem jungen Bootsbauer aus Voltri seine Schiffe für Wartungsarbeiten anvertraute und ihm den Auftrag zum Bau der “Nella”, “Arctica“ und “Leda“ gab. Diese Schiffe waren wichtige Regattaboote, Gewinner vieler renommierter Auszeichnungen, darunter der Französisch-Cup 1902, der berühmtesten Regatta im Mittelmeer zu dieser Zeit. Ugo Costaguta starb im Jahr 1903, aber die Werft blieb bis zum Zweiten Weltkrieg unter seinem Bruder Attilio aktiv, und hat viele, schöne Boote gebaut, die in der ganzen Welt Spitzenplätze bei Regatten eingenommen haben.
Die Werft Baglietto aus Varazze ist sehr bedeutend in der Segelwelt, von ihren Docks kommen sehr schnelle Segelboote, die jahrzehntelang an der Spitze bei Regatten lagen. Baglietto hat auch exzellente Motorboote für Rennen und Kreuzfahrten gebaut und hat noch heute eine große Bedeutung in der Schiffsbauindustrie.
Francesco Giovannelli, in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts ein berühmter Segler aus Genua, ließ seine Boote in der Werft von Baglietto in Varazze bauen. Giovanelli war autodidaktischer Designer seiner Boote, die viele Preise gewonnen haben und auch bei Olympischen Spielen teilgenommen haben.
Einige Boote dieser beiden wichtigen ligurischen Werften werden noch heute gesegelt und ragen bei Treffen alter Boote heraus.
Seit 1879 ist in Genua der italienische Yacht Club aktiv, der von Yachtbesitzern aus Genua gegründet wurde. Es war der erste Yacht Club im Mittelmeerraum und ist noch heute in der Bootswelt sehr aktiv.
Aber das Segeln bestand nicht nur aus großen Yachten, seit dem späten19.Jahrhundert wurden viele kleine Boote gebaut, die leicht zu manövrieren waren, auch von Stränden ins Wasser gesetzt werden konnten und einen bezahlbaren Preis hatten. Sie verbreiteten sich schnell an der Küste und es gab immer mehr Regatten für diese kleinen Boote. Jeden Sonntag in den Sommermonaten kam der Schlepper Cornigliano an die Küste der kleinen Dörfer rund um Genua und schleppte alle Regattateilnehmer an den Start. Diese beliebte Tradition erhielt sich über 50 Jahren an der Küste von Genua.
In den dreißiger Jahren verbreiteten sich in der ganzen Welt die herrlichen Yachten der Klassen 6 und 8 Meter, auch die Werften Baglietto und Costaguta bauten viele und schnelle Boote dieser Klassen. Die bekannteste war “Italia” gebaut in Voltri von Costaguta, die die Goldmedaille in den Gewässern von Kiel bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 gewann, mit einer Besatzung, die aus Genua kam.
Der Zweite Weltkrieg hat die Segelaktivitäten unterbrochen und erst Ende der vierziger Jahre wurde sie wieder aufgenommen.
Es gab wieder viele Regatten kleinerer Segelboote, die von den ligurischen Yachtclubs organisiert wurden. Auch Regatten mit großen, prächtigen Vorkriegsbooten und neugebauten Booten aus einheimischen Werften wurden wieder durchgeführt.
In Genua, am Lido von Albaro wurden wieder internationalen Regatten organisiert; das Abenteuer hatte wieder begonnen.
Neue talentierte junge Segler nahmen teil; unter den vielen erinnern wir an Giuseppe Canessa Bogliasco, talentierter Segler kleiner Boote, aber auch mehrfach Gewinner mit großen Segelyachten und Mario Capio aus Nervi unangefochtener Champion seit vielen Jahren, Gewinner zweier Weltmeister-Titel.
Das Segel veränderte sich, neue Technologien und neue Materialien, verbesserten die Boote. Die große Tradition aus Genua und Ligurien brachte aber weiterhin hervorragende Ergebnisse bei Regatten auf der ganzen Welt.
Die Geschichte des ligurischen Segeln ist nach wie vor ein kostbares Erbe, viele der heutigen Segler können auf dieser kulturellen und sportlichen Tradition aufbauen und erzielen weiterhin hervorragende Ergebnisse. Es gäbe noch viel über das moderne Segeln zu erzählen, aber das ist eine andere Geschichte.
Text von Giovanni Magnano
Redaktion Hotel Riviera dei Fiori
